Du möchtest Pilot werden?
Kein Problem! Wir bilden Piloten für Segelflugzeuge aus. Segelfliegen ist ein tolles Hobby, das man bis ins hohe Alter betreiben kann. Du wirst viel Spaß daran haben und schon während der Ausbildung voll in den Flugbetrieb integriert. Häufig wird das Segelfliegen sogar als Einstieg für eine berufliche Karriere als Pilot empfohlen. Ich bin übrigens Lea und eine von vielen, die in unserem Verein das Fliegen gelernt haben. Aktuell bin ich die jüngste Scheininhaberin in unserem Verein und fliege bei jeder Gelegenheit. Im Folgenden bringe ich euch die Aspekte der Ausbildung zum Pilot oder zur Pilotin etwas näher.
Kurz und knapp
Die Ausbildung besteht aus einem praktischen und einem theoretischen Teil. Beide Teile laufen parallel ab und werden mit Prüfungen untermauert. Aber keine Angst, unsere Fluglehrer bereiten dich ideal darauf vor, schenken dir volle Aufmerksamkeit und gehen mir dir alles was du brauchst gründlich durch. Also keine Angst, jeder kann das Fliegen erlernen.
Wie läuft die Ausbildung ab?
Die Ausbildung gliedert sich in drei Teile. Im ersten Teil fliegst du mit einem unserer Fluglehrer im Doppelsitzer und wirst im Laufe dieses Abschnitts das Flugzeug schon komplett allein steuern. Dieser Ausbildungsabschnitt endet mit deinen ersten drei Alleinflügen, der sogenannten A-Prüfung. Im zweiten Teil der Ausbildung werden die Fähigkeiten vertieft und du sammelst erste Erfahrungen in der Thermik. Außerdem darfst du in diesem Aubildungsabschnitt bereits in einem einsitzigen Flugzeug fliegen. Wir nutzen dazu unsere Piraten. Nachdem auch die B- und C-Prüfung abgelegt wurden, folgt der dritte Teil der Ausbildung. In diesem wirst du darauf vorbereitet, einen Überlandflug von mindestens 50 km zu planen und durchzuführen. Ich habe diesen Flug im Sommerfliegerlager gemacht, als das Wetter dafür sehr gut war. Ich bin bei diesem Flug zum über 50 km entfernten Flugplatz Neuhausen, den du auf dem Foto siehst, geflogen, habe dort zur Erinnerung an diesen tollen Tag ein paar Fotos gemacht und bin dann zurück nach Eisenhüttenstadt geflogen. Es waren also insgesamt über 100 km, die Hälfte hätte auch ausgereicht. Mit der Durchführung von diesem Überlandflug endet der dritte Teil der Ausbildung. Nach Bestehen der finalen Prüfung mit einem externen Prüfer erhältst du deinen Flugschein.
Da wir aufgrund des Wetters nur im Sommer fliegen, kannst du den Winter nutzen um die Theorie des Fliegens zu erlernen um dich auf die theoretische Prüfung im Landesamt für Bauen und Verkehr in Berlin vorbereiten. Dort erwarten dich Fächer wie Meteorologie, menschliches Leistungsvermögen, allgemeines Wissen zu Flugzeugen und einige mehr. Wenn Berlin für dich gut zu erreichen ist, kannst du dich sogar zu einem Theorielehrgang dort anmelden. Den Lehrgang habe ich mitgemacht und empfand ihn als sehr hilfreich. Notwendig ist er dennoch nicht. Wir im Verein unterstützen dich bei den theoretischen Fragen, beim Lernen und wenn Bedarf da ist auch gern innerhalb von Lehrn- und Fragestunden.
Wenn du in der Ausbildung bist, wirst du von uns voll in das Vereinsleben integriert und bekommst fast immer ein Flugzeug beim morgendlichen Briefing ab. Außerdem übernehmen unsere Fluglehrer einige Aufgaben und du hast klare Ziele. Dadurch hast du in der Ausbildung eine entspannte Zeit mit viel Spaß. Ich war gerne Flugschülerin, weil ich mich nicht um alles kümmern musste und genau wusste, was ich als nächtes erreichen wollte. Außerdem haben die Fluglehrer morgens dafür gesorgt, dass ich ein Flugzeug abbekomme, denn sie wollten genauso wie ich, dass ich vorankomme.
Das Bild zeigt mich mit 14 Jahren in unserem Bocian. Ich war bereits angeschnallt, als das Foto gemacht wurde, kurz danach stieg auch mein Fluglehrer ein und wir sind gestartet. Ich durfte zu diesem Zeitpunkt noch nicht allein Fliegen.
Welche Voraussetzungen gibt es?
Das Mindestalter für den Beginn der Ausbildung und für den ersten Alleinflug beträgt 14 Jahre. Ich habe ungefähr zu Ostern mit 14 Jahren begonnen und bin noch im selben Jahr allein geflogen. Rechtlich gesehen darfst du also früher allein ein Flugzeug steuern, als du allein Auto fahren darfst. Wenn du noch jünger bist, kannst du gerne trotzdem zu uns kommen und mitfliegen, Auto fahren und deine Talente einbringen. Ja, du hast richtig gelesen, Auto fahren bei uns alle, die an das Gaspedal kommen und dabei aus der Scheibe vorne schauen können. Bspw. müssen die Seile von der Winde immer wieder zu den Flugzeugen gezogen werden, und das machen bei uns auch schon die ganz Jungen! Den Flugschein bekommt man frühestens mit 16 Jahren, so wie es bei mir der Fall war. Nach oben hin gibt es keine Altersgrenze. Jeder, der Lust hat, kann die Ausbildung bei uns beginnen. Außerdem benötigst du spätestens zum ersten Alleinflug ein Tauglichkeitszeugnis. Dazu führt ein Fliegerarzt einige Tests durch, beispielsweise testet er, ob du auf einem Bein stehen kannst. Wenn du noch minderjährig bist, benötigst du zusätzlich das Einverständnis deiner Erziehungsberechtigten. Insbesondere meine Mutter war zwar anfangs etwas besorgt, hat sich aber schnell beruhigen lassen, als sie festgestellt hat, wie gut sich um die Flugschüler gekümmert wird. Als ich dann immer wieder begeistert von meinen Wochenenden auf dem Flugplatz erzählt habe, waren die Sorgen schnell vergessen.
Ist Fliegen nicht viel zu teuer?
Keineswegs. Wir sind ein Verein, weshalb das Erlernen des Fliegens von unseren engagierten Fluglehrern kostenfrei begleitet wird. Lediglich die Starts und Flugzeiten werden abgerechnet. Da es unser Ziel ist, das Fliegen jederman zu ermöglichen, gibt es Sonderkonditionen für Schüler und Mitglieder mit geringem Einkommen. Der Weg zum ausgebildeten Piloten kostet bei entsprechendem Engagement nicht mehr als ein PKW-Führerschein.
Welche Prüfungen stehen mir bevor?
Es gibt drei kleinere praktische Prüfungen (A-, B- und C-Prüfung), die von unseren Fluglehrern abgenommen werden. Jede dieser Prüfungen besteht aus drei Flügen ohne Fluglehrer mit gewissen Übungen, die geflogen werden müssen. Außerdem gibt die praktische Prüfung am Ende der gesamten Ausbildung, für welche ein externer Prüfer kommt. Du fliegst dazu drei Mal mit dem Prüfer und führst dabei die von ihm verlangten Übungen aus. Die Fluglehrer bereiten dich ideal auf diese Prüfungen vor.
Auf dem Bild siehst du mich, einen Fluglehrer und den ehemaligen Flugschüler Birk, nachdem Birk und ich beide an diesem Tag Ende August unsere ersten Alleinflüge gemacht und somit die A-Prüfung bestanden haben. Traditionell erhält man danach einen Blumenstrauß mit einer Distel, das soll das Gefühl zum Knüppel stärken. Wir waren beide sehr glücklich und haben uns gefreut, dass wir diesen wichtigen Schritt in unserer Segelfliegerlaufbahn geschafft hatten.
Zu jeder praktischen Prüfung gehört auch eine theoretische Prüfung. Die theoretischen Prüfungen, die zu den kleinen praktischen Prüfungen gehören, beinhalten einfache Fragen und werden bei uns auf dem Flugplatz durchgeführt, während die abschließende theoretische Prüfung bei der Gemeinsamen Oberen Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg durchgeführt wird. Bei den Fragen handelt es sich um Multible-Choise-Fragen, von denen 75% veröffentlicht und kostenlos zugänglich sind. Mir hat es sehr geholfen, dass es eine Internetseite gibt, auf der man kostenlos die veröffentlichten Fragen üben kann. Ich habe diese Fragen zum Beispiel auf dem Weg zur Schule immer wieder durchgeklickt.
Außerdem musst du das sogenannte BZF, mit dem man offiziell über Funk kommunizieren darf, erwerben. Es handelt sich dabei um eine theoretische und eine praktische Prüfung. Diese werden an einem Tag bei der Bundesnetzagentur durchgeführt.
Alle diese Prüfungen sind problemlos schaffbar, außerdem wirst du von unseren Fluglehrern ideal darauf vorbereitet.
Wie lange dauert die Ausbildung?
Das hängt davon ab, wie engagiert du bist. Wenn du oft auf dem Flugplatz bist und viel fliegst, benötigst du für die Ausbildung ungefähr zwei Jahre. Wenn du zu unseren Fluglagern, die normalerweise in den Schulferien liegen, da bist, kommst du besonders schnell voran, weil du dann jeden Tag fliegen kannst. Ich war während meiner Ausbildung fast jedes Wochenende auf dem Flugplatz und habe jede Möglichkeit zum Fliegen genutzt. Dabei war es mir nicht wichtig, lange oben zu bleiben, also bin ich auch oft nur kurze Platzrunden geflogen. Diese sind bei fast jedem Wetter möglich und man übt dabei das Wichtigste: Start und Landung. In diesem Sinne beende ich den kleinen Exkurs in die Ausbilung bei uns im Verein mit einem Spruch von einem Mann, der die Grundlagen des Segelfliegens für uns geschaffen hat: Otto Lilienthal. Unter Inspiration von Ferdinand Ferber soll er einmal gesagt haben: „Eine Flugmaschine zu erfinden bedeutet wenig; sie zu bauen schon mehr; aber sie zu fliegen, das ist das Entscheidende.“